Gedanken zum Kirchenjahr - Was ist eigentlich das Kirchenjahr?

Teil 1 der Serie "Gedanken zum Kirchenjahr" von Evangelist i. R. Wolfgang Weber:

Jedes Kind kennt unseren herkömmlichen Kalender, der bei uns an der Wand hängt. Aber Kirchenjahr?

Den meisten Christen wird es vermutlich schwer fallen, wenn nicht sogar unmöglich sein, hierauf eine Antwort zu finden, da die Kommerzialisierung es mit viel Tamtam und Rummel  verstanden hat, wesentliche christliche Werte und Grundgedanken zu verdunkeln.

Deshalb soll im Folgenden versucht werden, das Kirchenjahr wieder in den Vordergrund zu rücken, wobei im ersten Schritt grundlegende Gedanken zu diesem Begriff einen Einstieg in dieses Thema ermöglichen sollen.

Beginnend etwa mit dem 2. Jahrhundert wurden in den frühen christlichen Gemeinden nur der Sonntag und das Osterfest gefeiert. Erst viel später, vom 4. bis 6. Jahrhundert, entstanden das Weihnachtsfest mit dem vorangehenden Advent und das Pfingstfest.

Der Begriff Kirchenjahr entwickelte sich erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts als Folge der Trennung von kirchlicher und weltlicher Kalenderordnung.

Nach christlichem Verständnis verweist dieser Begriff auf das wirksame Handeln Gottes in der Geschichte. Somit beinhaltet das Kirchenjahr ein ganz eigenes Kalendarium im Vergleich zu unserem weltlichen Kalender.

Das Kirchenjahr hat seinen ganz eigenen Rhythmus. Es beginnt am 1. Advent jeden Jahres ( also nicht Weihnachten, wie viele glauben ) und endet am Sonntag, dem sog. Totensonntag, vor dem ersten Advent des Folgejahres. Es thematisiert die wichtigsten Stationen Jesu, wie seine Geburt, Tod, Auferstehung und Himmelfahrt. Doch es gehören auch Tage dazu, die andere Themen in den Vordergrund stellen, wie Erntedanktag und Reformationstag.

Man muss bedauern, dass bei vielen Christen diese Begriffe und deren Bedeutung verblasst, wenn nicht sogar unbekannt sind.

Das Kirchenjahr gliedert sich in drei große Zyklen, nämlich 

  • den Weihnachtskreis mit seinen vier Adventssonntagen, Weihnachten und Epiphanias (Heilige Drei Könige), gefolgt vom
  • Osterkreis mit der Passionszeit, Ostern und den 50 Tagen bis Pfingsten und der
  • Trinitatiszeit bis zum Ende des Kirchenjahres.

Innerhalb dieses Zyklus spiegeln sich die religiösen christlichen Feste im Jahresverlauf wider.

In einem zweiten Abschnitt werden wir uns mit dem ersten großen Zyklus, dem Weihnachtskreis, beschäftigen, der in wenigen Wochen mit dem 1. Advent am Sonntag, 29. November, beginnt.

Wolfgang Weber